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Thank You for Bombing |
Das allsehende Auge ziert bereits seit Wochen die Strassen und Gassen Zürichs: Und heute fällt endlich der Startschuss für das Zürcher Filmfestival. 11 ist die Zahl des diesjährigen ZFF, denn 11 Tage dauert das Festival und zum 11. Mal haucht der glamouröse Anlass der Limmatstadt etwas Hollywood-Feeling ein. Mit Filmen aus aller Welt , darunter erste Werke von Jungfilmern und internationalen Galapremieren, bringt das ZFF auch dieses Jahr frischen Wind und alte Meister zusammen.
Das Zürcher Filmfestival hat sich in den vergangen Jahren zum echten Grossanlass gemausert. Im letzten Jahr wurden rund 79'000 Eintritte verzeichnet und reisten 600 Filmschaffenden sowie 500 Medienschaffenden aus dem In- und Ausland nach Zürich. Neben der breiten Palette an gezeigten Filmen sorgt das ausgedehnte Rahmenprogramm dafür, dass nicht nur Filmfreaks, Serienjunkies und Journalisten sondern auch der Normalbürger in den Bann des Festivals gezogen wird. Neben dem Filmschauen kann beim Filmmusikwettbewerb mitgefiebert, den frei zugänglichen Podiumsgesprächen – den „ZFF Talks“ mit Stuntmans und Drehbuchautoren – gelauscht oder das Festivalgelände mit Bar, Lounge und Shop auf dem Sechseläutenplatz besucht werden.
Der Film steht aber natürlich nach wie vor im Zentrum des Festival: In den drei Wettbewerbskategorien – internationaler Spielfilm, internationaler Dokumentarfilm und Fokus Schweiz, Deutschland und Österreich – konkurrieren aufstrebenden und bekannte Filmemacher jeweils um das „Goldene Auge“, den Hauptpreis. Ausser Konkurrenz präsentiert das ZFF Neuentdeckungen in den Riehen „Gala Premieren“, „Special Screenings“, „Border Lines“ und „TVision“, In der Sektion „Neue Welt Sicht: Irn“ zeigt das Festival neue Werke aus deiner aufstrebenden Filmdestination.
Die 6 trendkomplottschen Lieblinge:
Der Indie-Film ist zurück: Mit The Diary of a Teenage Girl lässt Regisseurin und Drehbuchautorin Marielle Heller den Zeitgeist der wilden 70er wiederauferstehen. Wie uncool das pubertäre Gefühlschaos ist, muss Minnie, gespielt von Newcomerin Bel Powley, am eignen Leib erfahren. Wie wenig hilfreich es dabei ist, wenn die ebenfalls nicht erwachsen werden wollende Hippie-Mutter einem beim Erfahren des ersten Rauschs nicht im Weg steht, wird ihr ebenfalls schmerzhaft klar. Doch hält dies Minnie nicht davon ab das Desaster noch grösser zu machen, indem sie sich für ihr erstes Liebesabenteurer ausgerechnet den Lover der eigenen Mutter aussucht.
Spielzeiten
Donnerstag, 24.09.15, 21.15 Uhr, Arthouse le Paris
Donnerstag, 01.10.15, 19.30 Uhr, Corso 2
Freitag, 02.10.15, 19.15 Uhr, Arena 5
Das Thema könnte aktueller nicht sein: Ayiv und Abas lassen Haus und Familie in Burkina Faso hinter sich, um in Europa ein neues Leben zu beginnen. Dafür begeben sie sich in die Hände von Menschenschmugglern, arbeiten wie Sklaven für einen Hungerlohn und werden täglich mit der immer zunehmenden Menschenfeindlichkeit in ihrem Ankunftsland Italien konfrontiert. Die Hauptrollen in seinem Film Mediterranea, für den in Italien, Frankreich, den USA, Deutschland und Katar gedreht wurde, hat Regisseur Jonas Carpignana mit zwei Flüchtlingen besetzt, die ihre eigenen Lebensgeschichten in das Drama einbrachten.
Spielzeiten:
Montag, 28.09.15, 21.30 Uhr, Corso 2
Mittwoch, 30.09.15, 15.30 Uhr, Arthouse Le Paris
Samstag, 03.10.15, 19.45 Uhr, Filmpodium
Ebenfalls mit den Ideologien des Alt-Hippie-Vaters haben die sieben Kinder der Angulo-Familie zu kämpfen. Die jungen Erwachsenen leben zwar mitten in New York City, dürfen das Haus aber nur unter strenger Bewachung des Familienoberhauptes verlassen, da dieser davon überzeugt ist, dass das Leben draussen vor der Tür einen schlechten Einfluss auf seine Schützlinge habe. Das richtige Leben kennen die sieben daher nur von Magazinen und Spielfilmen und stellen es sich weit Action-reifer vor als es manch einem Normalbürger vorkommen wird. Wie das „wahre Leben“ dort draussen wirklich aussieht will einer der sieben eines Tages am eigenen Leib erfahren wollen, was das bisherige Familienleben total aus den Fugen bringt. Der amüsant klingende Plot des Filmes The Wolfspack ist nicht etwa eine Komödie, sondern ein Dokumentarfilm, für den Filmemacherin Crystal Moselle das Zusammenleben der Familie Angulo über fünf Jahre hinweg dokumentiert hat.
Spielzeiten:
Samstag, 26.09.15, 18.15 Uhr, Corso 4
Montag, 28.09.15, 15.30 Uhr, Corso 4
Donnerstag, 01.10.15, 21.30 Uhr, Arena 4
Ein ebenfalls topaktuelles Thema behandelt der österreichische Film Thank You for Bombing von Barbara Eder, der am ZFF Europapremiere feiert: Ewald ist Reporter. Kriegsreporter. Jahrelang lieferte er den Fernsehstationen Bilder vom Krieg und Terror auf dieser Welt, die dank der heutigen Schnelllebigkeit aber längst in Vergessenheit geraten sind. Da erhält er plötzlich den Auftrag nach Afghanistan zu reisen, wo er auf die US-Journalistin Lana trifft. Im Gegensatz zu ihm steht ihr nicht die Abgestumpftheit im Weg, sondern das Problem, dass sie von ihren männlichen Kollegen nicht ernst genommen wird. Um mit jeglichen Klischees zu brechen, geht Lana in Kabul aufs Ganze und wartet an vorderster Front auf die erste Bombe eines Krieges, der in den Köpfen der Menschen bereits begonnen hat.
Spielzeiten:
Freitag, 25.09.15, 21.30 Uhr, Arena 8
Sonntag, 27.09.15, 19.00 Uhr, Arena 4
Montag, 28.09.15, 12.30 Uhr, Filmpodium
Donnerstag, 01.10.15, 16.45 Uhr, Arena 4
In einen längst vergangen aber nicht vergessenen Geschichtsabschnitt führt einen Regisseur Florian Gallenberger mit seinem hochkarätig besetzten Film Colonia, der zur Zeit nach Pinochets Militärputsch in Chile spielt. Lena (Emma Watson) und ihr Freund Daniel (Daniel Brühl) geraten unerwartet ins Visier der Geheimpolizei. Nachdem Lena die Untersuchungszellen schnell wider verlassen durfte, wird ihr Freund in ein Gefangenenlager in den Süden Chiles verfrachtet. Offiziell ist das „Colonia Dignidad“, das unter der Leitung des Laienpredigers Paul Schäfer steht, der Heimatort einer religiösen Gemeinde. Die zwielichtige Sekte arbeitet jedoch mit dem Diktator Pinochet zusammen und lässt seine Insassen foltern und ermorden. Der Politthriller basiert nicht nur auf historischen Ereignissen sondern beruht auch auf wahren Begebenheiten.
Spielzeiten:
Samstag, 26.09.15, 21.30 Uhr, Corso 1
Sonntag, 04.10.15, 18.30 Uhr, Arena 5
Mit Martin Sutter ist es wie mit allen grossen Autoren: Man hasst oder leibt ihn. Die filmische Adaption seines Meisterwerkes Die dunkle Seite des Mondes dürfte aber auch Kritiker, nicht zuletzt aufgrund der überragenden Leistung von Moritz Bleibtreu, der unter der Regie von Stephan Rick den Wirtschaftsanwalt Urs Blank mimt, überzeugen. Blank steht am Peak seines noch jungen Lebens. Er ist erfolgreich, hat eine feste Partnerin und materiell gesehen, alles was man sich nur wünschen kann. Doch dass ihm das Materielle nicht riecht, merkt er spätestens, als er sich von der jungen Lucielle angezogen fühlt. Von ihr lässt er sich in die Welt des Rausches und des Abschaltens entführen, aus der er nach einen Trip mit halluzinogenen Pilzen nicht mehr ausbrechen kann. Während Blank sich seiner Transformation zuerst noch ziemlich bewusst ist, gewinnt die dunkle Seite seiner Persönlichkeit bald Überhand.
Spielzeiten:
Sonntag, 27.09.15, 18.15 Uhr, Corso 1
Montag, 28.09.15, 18.45 Uhr, Arena 4
Alle Eintrittskarten sind online und an den ZFF-Vorverkaufskassen, verschiedenen Kinokassen und auf dem Sechseläuteplatz erhältlich.