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Rotkäppchen - Die ein wenig andere Version

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Es war einmal ein Mädchen, das hatte immer so‘n roten Mantel an. Also eigentlich war‘s ja mehr so ein rotes Cape mit Kapuze dran. Deshalb nannte man sie auch Rotkäppchen. Mit Mantel wär‘s ja mehr ein Rotmäntelchen gewesen. Aber das würde ja auch doof klingen. Aber zurück zur Geschichte. Das Mädchen hatte eine kranke Grossmutter und die Mutter des Rotkäppchens schickte diese los, um die kranke Oma zu besuchen.
Dazumalgab‘s ja noch keine ÖV, also musste das Mädchen laufen. Dabei hatte es einen grossen, schweren Korb. So einen schönen Geflochtenen. Im Korb lag eine Pulle Wein und ein grosser Kuchen. Ein staubtrockener Gugelhopf, den die Oma so gerne in den Kaffee tunkte. Rotkäppchen schlurfte also schwer ächzend über verschlungene Pfade in die Richtung des Hauses der Grossmutter. Zwischendurch musste sie den Korb abstellen um zu verschnaufen. Als sie auf dem Weg ankam der durch den Wald führte, beschloss sie eine kleine Pause zu machen. Sie stellte den sauschweren Korb ab und putze sich den Schweiss aus dem Gesicht. Für das, war dieses heisse Filzcape wenigstens gut.

Rotkäppchenschaute sich um und entdeckte am Waldesrand jede Menge kunterbunter, prächtiger Waldblumen. „Wenn ich hier schon eine Rast mache, kann ich der Oma gleich ein kleines Sträusschen pflücken“, dachte sich Rotkäppchen. Als sie sich bückte, tauchte vor ihrem Gesicht plötzlich eine nasse, stinkende Schnauze auf. Rotkäppchen erschrak zu Tode und pisselte sich beinahe die Unterhose voll. Was sie hier mache, wollte der aufgetauchte Wolf von ihr wissen. Und wie das so ist in den Märchen; das naive Kind plapperte und plapperte. Erzählte dem Wolf brühwarm wo sie hingeht und auch dass die Oma krank sei. Obwohl die Mutter dem Mädchen doch noch gesagt hatte, sie solle nicht mit Fremden reden. Obwohl da kann man sich natürlich fragen, ob da nur Menschen gemeint waren. Von Wölfen wird man ja gewöhnlich auch nicht angesprochen, oder?
Nachdem der Wolf abgezottelt war, packte Rotkäppchen seine sieben Sachen und stampfte weiter. Danach ging es nicht mehr lange und da stand das Mädchen auch schon vor dem Haus der Grossmutter. So einem mit Lebkuchen und allem dran. Ah, nein Blödsinn. Das war ja eine andere Geschichte. Es war also ein ganz normales Haus, in welches das Mädchen hereinpolterte - Klingeln gab’s ja auch noch nicht. Sie latschte durchs Haus und schritt ans Bett der Grossmutter. Knallte den Korb auf den Boden und setzte sich auf den Schemel neben dem Bett.

Den Teil der Geschichte der nun folgt, finde ich persönlich etwas sonderbar, doch ich erzähl‘s nun so weiter, wie’s mir erzählt wurde. Das Rotkäppchen wusste ja schon, dass die Oma krank war. Doch frag ich mich an welche sonderbare Krankheit dieses Kind dachte, als sie meinte das graue, struppige Gesicht unter der Schlafhaube sei jenes der Grossmutter.

Spanischkam’s dem Rotkäppchen ja schon vor, weshalb sie fragte: „Wieso hast du denn so grosse Ohren?“. Dass sie das Mädchen besser hören könne, war die Antwort. Auf die Frage nach den grossen Augen, kam die gleiche Leier; damit sie das Mädchen besser sehen könne. Aber dann, als Rotkäppchen wissen wollte, weshalb sie so ein grosses Maul habe, riss die Bestie – Überraschung! Im Bett lag der Wolf und gar nicht die Oma – das Maul auf und verschlang das Kind mit Haut und Haar.
Ich dachte ja, nur Riesenschlagen könnten ihren Kiefer ausrenken, doch sprechende Wölfe scheinen dies auch zu können. Naja und nun? Nun geschah nicht mehr viel. Der Wolf hatte nach so viel Mensch wohl Blähungen und musste sich ein Weilchen hinlegen. Muss dabei wohl ziemlich geschnarcht haben, denn ein Jäger der in der Nähe des Grossmutter-Hauses rumlatschte, hörte ein lautes sagendes Geräusch, das die Stille des Waldes durchbrach.

Da er die Grossmutter kannte – bekommst ja im Wald sonst nirgends ne Tasse Kaffee – ging er ins Haus hinein um nach dem Rechten zu sehen. Als der Jäger geschnallt hatte, dass das Schnarchen von einem Wolf kam, aus dessen Schnauze noch ein Stück von Rotkäppchens Cape hing, ging alles ruck-zuck.
Der Jäger schlitzte den Wolf auf, Oma und Rotkäppchen – natürlich lebend – stiegen erleichtert aus dem Kadaver hinaus und alle assen zusammen den trockenen Kuchen und spülten ihn mit Wein hinunter. Und wenn sie nicht gestorben sind – logo ja – dann feiern sie noch heute.


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