Das weisse Gold fasziniert Menschen seit jeher. Zu seinem Grundbaustein, dem Element Wasser, könnte unser Verhältnis vielfältiger nicht sein. Es ist nicht nur Grundnahrung für Mensch und Tier, sondern auch Überlebenselixier der Pflanzenwelt. In rauen Mengen bringt es Fruchtbarkeit, in zu grossen Mengen Tod und Verwüstung. Seine anziehendsten Aggregatszustände dürften Eis und Schnee sein. Denn gerade diese formen an den äusseren Polen atemberaubende Traumwelten.
Vor über 100 Jahren war die Antarktis der letzte noch unbekannte Kontinent. Die weissen Flecken auf der Weltkarte zogen Forscher und Abendteurer gleichermassen an. Die goldene Ära der Antarktis-Expedition wurden durch mitreissende Reiseberichte und packenden Bildern von den umwerfenden Landschaften des ewigen Eises angekurbelt. So zogen die Geschichten, die sich um die Südpol-Expeditionen rankten, auch den jungen Schweizer Xavier Mertz an. Obwohl er über die lebensgefährlichen Situationen und bitteren Lebensbedingungen in der kargen Landschaft aufgeklärt geworden war, wagte er sich 1912 als erster Schweizer auf eine Expedition an den Südpol. Zusammen mit einer australischen Gruppe von Forschern und Abenteuerlustigen, ausgerüstet mit Büchern und Fotoapparaten zum Festhalten der Erlebnisse, zogen die Wagemutigen los an das Ende der Welt. Dies würde sich jedoch bald als eisige Hölle herausstellen, die Lebendes in sich aufsaugt und nie wieder ausspuckt. Auch der junge Jurist aus Basel kehrte nie zurück.
Als der St. Galler Reporter und Autor Jost Auf der Mauer vor einigen Jahren im Basler Staatsarchiv Mertz‘ Tagebücher und über hundert Fotografien entdeckt, macht er beinahe einen Freudentanz, wie er es dem Schweizer Fernsehen in einem Interview schilderte. Die Dokumente, welche der damalige Expeditionsleiter, während einer seiner Vortragsreise durch Europa, an Mertz Eltern übergab, fanden nach dem Tod des letzten Familienmitglieds in den 60er-Jahren den Weg ins Staatsarchiv Basel-Stadt. Jost Auf der Mauer hat das Abendteuer des mutigen und vergessenen Schweizers in einem Buch verewigt.
Die originalen Tagebucheinträge von Xavier Mertz und mehrere duzende Fotografien zeigt das Naturhistorische Museum Basel noch bis Ende März 2014.
Dem Ruf der eisigen Wildnis ist auch ein anderer Schweizer gefolgt. „Wenn du dieses Land besuchen willst, musst du im Winter kommen“, riet ein einheimischer Inuk dem Berner Fotografen Bruno Augsburger. Diesem „heissen Tipp“, die bezaubernden Landschaften Nordkanadas bei Temperaturen bis zu minus 30 Grad abzulichten, zu folgen, habe er nicht bereut. Das im Sommer dichtbewachsene Gebiet in Yukon hätte der passionierte Landschaftsfotograf sonst auch nicht vor die Linse gekriegt und die malerische Aussicht auf den zugefrorenen Kathleen-See wäre nicht zu einem der betörendsten seiner Bilder geworden.
Seit Augsburger Yukon im Jahr 2000 das erste Mal besuchte, zieht es ihn jedes Jahr in das kanadische Territorium. Von einer festen Basis aus geht er jeweils alleine oder mit einer kleinen Gruppe auf eine Schneeschuh-Tour. Die meist siebentägigen Wanderungen sind jedes Mal ein kleines Abendteuer mit Übernachtungen in Iglus oder auf einem Bett aus Schnee inklusive. Wenn der Berner Fotograf nicht gerade in Kanada auf der Lauer liegt, um auch mal Elche und andere Tiere abzulichten, zieht es ihn nach Skandinavien oder in die Schweizer Berge. Die Sehnsucht nach unberührter Landschaft und Stille locke ihn seit langem an die nördlichsten Ecken der Welt. Glücklicherweise hat er dafür eine geeignetere Ausrüstung als sein Vorgänger 1912.
Bilder von Bruno Augsburger sind bis zum 31. Januar in der Ausstellung „Out here“ in der Bildhalle in Kilchberg ZH zu sehen.